Eigentor – dieser Artikel war des D-Radio Kultur nicht würdig!

– wer‘s nicht glaubt, darf es sich hier anhören oder hier ansehen.

Wenn es nicht um ein ernstes Thema ginge, wäre es einfach unter Grimm-Jahr zu verbuchen, was da im Länderreport des Deutschlandradio-Kultur am 28.08. dargeboten wurde.

Ein tapferes Jägerlein in Gestalt eines gestandenen Forstamtsleiters stapft durch den Wald um dort für Ordnung zu sorgen und überdies noch einen üppigen Braten für den Abend auf den Tisch bringen. Alleine was er findet, sind verbissene Buchen, welche die bösen Rehe und das Damwild auf dem Gewissen haben, was den zukünftigen Gewinn seiner Holzfarm schmälert. Verbissen reagieren die Buchen dabei wohl im übertragenen Sinne, weil man sie auf küstennahe Geestrücken gepflanzt hat, was ihnen nicht unbedingt eine rosige (grüne) Zukunft bescheren wird. Alleine die Zahlen dazu sind beeindruckend: Da hat der Herr Forstamtsleiter ein Bäumchen auf je 275 m² (400.000 Stück auf 11.000 Hektar) pflanzen lassen. Gute Leistung, wenn er sie in den Brombeeren findet. Dass er jetzt darauf setzt, Isegrim könne ihn von der lästigen Pflicht befreien die bösen Bambis in leckere Braten zu verwandeln, um seine so dicht bepflanzte Buchenplantage in die Gewinnzone zu bringen, ist schon ein frommer Wunsch. Auch die Weisheit des tapferen Försterleins, ein Wolf benötige pro Jahr ein Reh auf 100 ha (=1 km²), wobei ihm dies (richtig erkannt!) nicht wirklich hilft, aber bei einem erwiesenen Nahrungsbedarf des Wolfes von 4 kg Wild am Tag oder 1.460 kg im Jahr immerhin bedeutet, dass dieser Wolf seinen Jahresbedarf an Schalenwild auf einer Fläche von 1.000 km² decken würde. Dies auf ein durchschnittliches Wolfsrudel von 8 – 10 Tieren umzurechnen, sei dem Leser überlassen. Nach bisherigen Informationen aus dem Wolfsmonitoring in Deutschland umfassen die bekannten Streifgebiete ca. 200 – 300 km².

Glaubt man bisherigen Meldungen, so gab es in seinem Beritt bisher einen entlaufenen Zoowolf und tatsächlicheine Wolfsfähe aus der Lausitz, die sich zeitweise dort herumtrieben. Sollten sie nicht mehr dort sein, werden es die örtlichen Schafhalter danken. Dafür wird der tapfere Forstamtsleiter rechtzeitig im Herbst Drückjagden ansetzen, die nach gängiger Methode den zukünftigen Buchenwald am „deutschen Nordmeer“ von den roten Forstschädlingen befreien werden.

Schade nur, dass erholungsuchende Städter dann auch in diesem Staatsforst nicht mehr in der Lage sein werden, ihren Kindern Rehe oder Damwild in freier Natur zu zeigen.Wenn im weiteren der Betreiber eines privaten Wolfsgeheges damit zitiert wird, dass Jagdpächter begeistert seien, wenn der Wolf ihre Reviere erreicht und dies als Bereicherung empfänden, so dürfte er wohl von sich auf andere schließen. Für seinen Wolfszoo ist der aktuelle Wolfshype sicher eine Bereicherung. Eine Bereicherung ist er auch für den Personenkreis, der von der Verwaltung und Erforschung des Wolfes lebt, dies wäre einmal gegen die durch Isegrims Anwesenheit landesweit verursachten Kosten aufzurechen.

Alleine die Vertreter der niedersächsischen Jägerschaft haben es geschafft, in diesem unterirdischen Beitrag zu einer höchst irdischen Tierart angemessene Informationen zu vermitteln. Die positive Tendenz dieser Statements wird sich (auf Erfahrungen des Verfassers aus der Lausitz beruhend) mit zunehmender Wolfsdichte in Niedersachsen deutlich verändern.

Dieser Kommentar wurde der verantwortlichen Redakteurin beim D-Radio Kultur, Frau Petra Marchewka,am 01.09.2013 per E-mail übermittelt. Ihr wird an dieser Stelle gerne Gelegenheit gegeben, darauf zu antworten.

Frau Marchewka hat dieses Angebot, was heute im Falle von Kritik nicht selbstverständlich ist, freundlicherweise angenommen und gestattet, dass ihre Antwort in der wolfszone.de eingestellt wird. Sie erklärt darin Aufbau und Inhalt ihrer Sendung aus eigener Sicht. Ob die Kritik der wolfszone an dieser Sendung berechtigt war, soll bitte jeder Leser für sich entscheiden.

Den ungekürzten Text finden Sie HIER.

FN