Thüringeti - Safaripark mal anders

Heinz Bley, ein ehemaliger Güllebauer aus Oldenburg, hat im thüringischen Crawinkel, einem Stadtteil von Ohrdruf, die Flächen einer ehemaligen LPG in Dauergrünland umgewidmet und damit das größte Naturschutzprojekt im Freistaat Thüringen entwickelt.

Mit der Thüringeti, so der verheißungsvolle Name, wurde eine Grenzertrags-Agrarsteppe im Rahmen eines Wilde-Weiden-Projektes in eine Art afrikanische Savanne umimaginiert und clever vermarktet.

Unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten kann das Thüringeti-Projekt, welches allein im Jahr 2019 mit über anderthalb Millionen Euro an EU-Agrarsubventionen gefördert wurde und in dem mittlerweile nicht nur eine vierstellige Anzahl an teilweise bedrohten Tier-und Pflanzenarten eine neue Heimat gefunden haben, sondern Bio-Rindfleisch produziert, Turnier-und Freizeitpferde gezüchtet und Touristen über malerische Magerrasen-Standorte gekarrt werden, als voller Erfolg bezeichnet werden.

Doch wenn am Ende des Tages die Sonne hinter der thüringischen Savanne versinkt, stehen in dieser vermeintlichen Wildnis eintausend eingehegte Weidetiere, die Anzahl wird hier durch die Förderkulisse limitiert, die einer gewissen bäuerlichen Sorgfaltspflicht bedürfen, von einem Veterinär betreut werden, einer Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und nicht zuletzt einer Cross-Compliance-Auflagenbindung in den Bereichen Tierwohl und Tiergesundheit unterliegen.

Vor einigen Jahren nun ist in diesem Serengeti-Surrogat ein Stück echter Wildnis in Gestalt von Isegrim aufgetaucht, welcher die Fohlen und Kälber im heiligen Kral in schöner Regelmäßigkeit in die thüringische Nahrungskette integriert.

Um dem umtriebigen Karnivoren beizukommen, wurde nicht etwa wolfssicher gezäunt, eine Maßnahme, die von jedem Weidetierhalter im Freistaat unter dem Beifall der NGO’s selbstverständlich verlangt wird. Nein, es wurden zwanzig Herdenschutz-Esel angeschafft. Tiere also, deren artgerechte Freilandhaltung in unseren Breiten quasi unmöglich ist und die ihren vermeintlichen Schutzinstinkt nicht zuvorderst der Tatsache verdanken, dass sie gerne gattungsfremde Huftiere beschützen, sondern sich schlicht und ergreifend vor Caniden fürchten, jedoch einen als offensiv zu bezeichnenden Fluchtreflex nach vorne besitzen, der bestenfalls den gierigen Beutegreifer zum Innehalten bewegt, schlimmstenfalls wird der Esel gefressen.

Die Kehrseite der Medaille dieses mehrfach ausgezeichneten Freilandexperiments offenbart sich in einem Video des thüringischen Regionalsenders Oscar am Freitag-TV. Denn dort, so hat es den Anschein, wird nicht nur die Natur auf Trab gebracht, sondern werden Wölfe mit Billigung und Finanzierung durch das grüne Umweltministerium auf Weidetiere konditioniert. Die Zitate aus verlinktem Video sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Hier eine kleine Auswahl: 

  • „Wir können heute auch mit Afrika standhalten, denn wir haben neben den Lamas auch den Wolf hier, und sensationell jetzt auch richtige Wolfsnachkommen, so dass die Wölfin mit ihrer Eine-Million-Investition durch das Land Thüringen so langsam rentabel wird“

 

  • „Das Land ist bemüht, dass pünktlich zu bezahlen, die Umweltministerin hat gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen, wenn wir den Wolf ordentlich bewirten, wird Sie auch die Zeche bezahlen“

 

  • „...ist der Wolf vielleicht auch ein neues Geschäftsmodell, weil er sucht sich schon ne ganze Reihe Tiere raus, die müssen wir dann am freien Markt nicht mehr verkaufen“

Mit monetärer Rückendeckung der Ministerin hat Herr Bley aus der tierischen Not eine materielle Tugend gemacht und sieht den Wolf mittlerweile offenbar als freien Außendienst-Mitarbeiter.

Für den finanziellen Herdenschutz ist nun ein zusätzlicher Goldesel in Gestalt von Anja Siegesmund zuständig.

Derartiges Geschäftsgebaren könnte nicht nur mit der Förderrichtlinie Wolf/Luchs und der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung kollidieren, sondern auch mit dem „Managementplan für den Wolf in Thüringen“, wonach „dass vorsätzliche oder fahrlässige Zugänglichmachen von Futterquellen in den Ortslagen oder an deren Rändern“ zuverlässig Problemwölfe produziert.

Wölfe also, die dergestalt geprägt, als juvenile Tunichtgute ihre Ernährungsprobleme wandernd in die weite Welt tragen und damit einer Allgemeinheit aufbürden, die im Speziellen durch Tierhalter repräsentiert wird, die nicht von durchgewunkenen, Thüringer Steuergeldern profitieren sondern nicht zuletzt mit den oben erwähnten Cross-Compliance-Auflagen schikaniert werden. 

Nun ist Heinz Bley nicht nur ein emeritierter Schweinebauer, sondern als ehemaliges Kreistagsmitglied und derzeitiger Bürgermeister von Crawinkel auch ein politischer Mandatsträger, dem man in einer heilen Welt eine gewisse ethische und moralische Integrität unterstellen darf.

Es sei dem Mann gegönnt, dass er sich als subventionierter Naturwohltäter eine grüne Nase verdient. Aber wenn die daraus resultierenden Wohltaten andernorts, nicht zuletzt aufgrund der fragwürdigen Querfinanzierung einer grünen Umweltministerin, sowohl Weidetiere als auch deren Halter in existenzielle und emotionale Nöte bringen, so kann das hier ganz ungeniert gezeigte Geschäftsmodell durchaus als Skandal bezeichnet werden, der politisch alleine durch die Umweltministerin zu vertreten ist!


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